Cafee Cuba, April 2014
Ich warten auf die Familie, sitze draußen und arbeite an der Vernichtung des dritten San Miguel Biers.
Die Freelancerin am Nachbartisch, die mich die letzten anderthalb Stunden immer wieder aufreizend angeschaut hat, habe ich erfolgreich ignoriert. Sie machte dann einen älteren Filipino an der anderen Seite ihres Tisches erfolgreich an und zog gerade mit ihm ab ab. Zigarrenrauch zieht von einem anderen Tisch herüber, beschweren ist nicht drin, schließlich hängen drinnen im Cafee lauter Bilder mit Leuten die kubanische Zigarren rauchen, unter ihnen Clint Eastwood und Humphrey Bogart, die einzigen die ich mit Namen kenne.
Links neben mir steht gerade eine zierliche Filipina in engem roten Kleid das mehr zeigt als bedeckt und wartet darauf dass ihr mindestens 30 Jahre älterer, grauhaariger Begleiter die Rechnung bezahlt. Zwei Tische weite sitzen zwei weitere junge Filipinas und unterhalten sich bei zwei San Miguel Light über Gott und wen auch immer. Die die mir zugewandt ist schaut dauernd rüber. Rechts neben mir sitzt eine Gruppe von ziemlich lauten, jungen Osteuropäern und versucht die Probleme der Welt zu lösen. Zwei Ladyboys, denen vom Aussehen her viele der lokalen Schönheiten die auf Ausländerfang hier sind nicht das Wasser reichen können, laufen gerade vorbei. Hinter mir wird Englisch mit Afrikanischem Akzent gesprochen.
Gegenüber sitzt ein weiterer Ausländer, so um die sechzig, glatzköpfig, hager und im feschen Hawaiihemd, und zieht an der zehnten Zigarette. Seine junge Begleiterin, die mir den Rücken zukehrt so dass ich den Bildschirm ihres Mobiltelefons sehe, spielt ziemlich gelangweilt Angrybirds. Weiter weg links sitzt ein bemitleidenswerter Mann ganz allein, auch grauhaarig, mit Brille, Bierbauch und schlürft an seinem Wasserglas. An all dem kann’s nicht liegen da der selbe Typ an anderen Tischen mit attraktiver Begleitung sitzt. Was macht er wohl falsch?
Die Bedienungen, alle in hautengem schwarz – rot mit langem Schlitz im Rock gekleidet, schweben durch die Menge und servieren Corona, San Miguel und kubanische Köstlichkeiten, um am Ende der Arbeitsnacht wieder in ihre billigen Einzimmerappartements zurückzukehren und am nächsten Morgen ihre Baruniform unterm Wasserhahn von Hand zu waschen.
Dazu kubanische Musik und Tropenhitze.
Eine statistische Analyse wäre mal spannend. Ich bin überzeugt davon dass man eine positive Korrelation zwischen dem Alter und der Hässlichkeit der ausländischen Männer und der Jugend und Attraktivität der Begleiterinnen nachweisen könnte.
Jetzt muss ich aufhören und mich wieder auf’s Ignorieren konzentrieren, soeben hat sich wieder eine sehr attraktive junge Dame ohne Begleitung an den bis jetzt freien Nachbartisch gesetzt. Cafee Cuba ist doch immer wieder spannend.